LaVida: 22 November 2017,

Winterfütterung


Pferde tolerieren Kälte viel mehr als wir. Ihre sogenannte thermoneutrale Zone (d.h. es wird keine zusätzliche Nahrung gebraucht um die Köpertemperatur aufrecht zu erhalten) liegt bei ausgewachsenen Pferden zwischen -15 und +25 Grad, im optimal Fall bei 5 Grad trockener Kälte.
Damit bewegen sich Pferde im Bereich von Milchkühen und weit entfernt von unserer Wohlfühltemperatur.

Fallen die Temperaturen allerdings unter -15 Grad steigt der Energiebedarf unserer Pferde an, um die Körpertemperatur aufrechterhalten zu können. Die zusätzliche Bedarf liegt zwischen 0,2 bis 2,5%
pro sinkenden 1 °C Außentemperatur.

Die Spannweite ergibt sich aus den individuellen Anforderungen. Gesunde Pferde mit einem dichten Winterfell die sich in einem optimalen Futterzustand befinden, benötigen erst später eine Zulage als z.B. Vollblüter, ältere Tiere, Fohlen, Jungpferde und Pferden mit einem schwachen Immunsystem.
Daher ist es wichtig, die tägliche Futterrationen an die jeweilige Arbeitsbeanspruchung, das Alter, die Rasse, das Gewicht und den klimatischen Bedingungen anzupassen.
Bei Regen und Wind z.B. kühlt der Organismus allgemein schneller ab und der Energiedarf steigt an.

Damit sich das Pferd von innen heizen kann, benötigt es Heu. Bei der Verdauung von Heu entsteht Wärme, die das Pferd optimal nutzen kann.
Der Pferdekörper ist u. a. eine Wärmequelle, ganz grob vergleichbar einem Kaminofen. Im Stoffwechsel wird zugeführte Nahrung durch komplizierte biochemische Prozesse in körpergerechte Substanzen umgewandelt, das heißt, Nahrung wird (sinnbildlich wie Holz in einem Ofen) „verbrannt“. Durch die Umwandlungsprozesse wird – abhängig immer vom Körpervolumen – laufend Wärme produziert mit unterschiedlicher Heizleistung, sie beträgt manchmal bei mittelgroßen Pferden z. B. 300 Watt. Man könnte meinen, das Pferd sei ein kleines „Gras-/Heu-Kraftwerk“, denn diese Stoffwechsel-Heizleistung entspricht z. B. immerhin der Leuchtkraft von drei stark leuchtenden Glühbirnen (Ingolf Bender).

Eine ad libitum-Vorlage von Heu wäre ideal, muss aber bei leichtfuttrigen und Pferden die im Winter aufgrund einer fehlenden Halle weniger bewegt werden können, in Menge und/oder Fresszeit begrenzt werden oder mit gutem Futterstroh gestreckt werden. Raufutterpausen von mehr als 4 Stunden sollten wegen der Gefahr der Übersäuerung des Magens bei Pferden vermieden werden.

Kalte Temperaturen sollten nicht zum „Abschmelzen” von Fettpolstern durch extrem restriktive Raufutterrationen genutzt werden, wie man es immer öfter liest, da dies zu Stress und einem negativen Einfluss auf das Immunsystem führt. Hier ist Ausdauertraining viel sinnvoller.

Die meisten Pferde sind in der Lage, ihren Energiebedarf ausschließlich durch Heu zu decken, wenn dieses ihnen zur freien Verfügung gestellt werden kann, ansonsten kann es je nach Arbeitsintensität und Konstitution notwendig sein, die Ration um Kraftfutter zu ergänzen. Hier ist Hafer mit einem Schuss Leinöl eine gute Möglichkeit, dem Pferd zusätzlich gut verdauliche Energie zuzuführen. Es muss aber berücksichtig werden, das die Darmflora bis zu 10 Tage benötigt um sich auf die veränderte Ration einzustellen. Eine Ergänzung bzw. Futterumstellung sollte langsam vorgenommen werden. Da bei alten Pferden die Gefahr einer Abmagerung während eines kalten Winters besonders hoch ist, können bei ihnen noch zusätzlich Heucobs oder Luzernecobs zugefüttert werden. Bei Saftfutter (Karotten, Äpfel, Rote Beete) darauf achten, dass diese frostsicher gelagert werden und nicht gefroren verfüttert wird.

Da während der Wintermonate lagerungsbedingt die Gehalte an Vitamin A, D und E im Heu sinken und auch der Fellwechsel ab Sonnwende bei Pferden ansteht, sollte eine passende Supplementierung mit Vitaminen, Mineralstoffen, Fett- und Aminosäuren erfolgen.
So hat beispielsweise Lysin eine Schlüsselfunktion unter den Aminosäuren im Weidefutter. Wenn es der Nahrung zugefügt wird, können die anderen Aminosäuren besser genutzt werden.

Pferde neigen im Winter zu einer Reduzierung der Stoffwechselaktivitäten und haben einen niedrigeren Ruhepuls, damit einhergehend eine geringeren Bewegungsaktivitäten. Es liegt demzufolge nicht am Winterfell, das sich Pferde weniger bewegen wollen.
Im Gegensatz dazu, kann man bei einem plötzlichen Temperatursturz eine erhöhte Bewegungsaktivität beobachten. Durch die erhöhte Muskelarbeit produzieren Pferde die benötigte Wärme, bis die anderen Mechanismen auf die Situation reagiere, z.B. eine erhöhte Raufuttermenge den Dickdarm erreicht hat.

Ein weiterer sehr wichtiger Punkt ist Wasser. Viele Pferde saufen im Winter oft zu wenig.
Sie brauchen aber wegen des vermehrten Raufutters mehr Wasser, das sauber und eisfrei sein muss. Daher sollte, auch in der kalten Jahreszeit, jeder Pferdebesitzer darauf achten, dass sein Pferd jederzeit Zugang zu (angewärmten) Wasser hat bzw. es ihm mehrmals täglich angeboten wird.
Kaltes Wasser kann, wie auch bei uns, an den Zähnen oder im Magen schmerzen und so zu verminderter Wasseraufnahme führen. Das Trinken zu großer Mengen von kaltem Wasser, vor allem im erhitztem Zustand sollte vermieden werden. Ein Salzleckstein sollte auch im Winter immer zur Verfügung stehen.

Falls Sie individuelle Fragen zum Thema Winterhaltung- und Fütterung haben, stehen wir Ihnen gern persönlich oder per E-Mail zur Verfügung.

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