LaVida: 19 Februar 2018,

Die Sache mit der Entwurmung


Die prophylaktische Entwurmung, wie sie seit circa 60 Jahren durchgeführt wird, macht es dem Pferdebesitzer relativ einfach. Viermal jährlich prophylaktisch eine Wurmkur ab in das Pferd und die Sache ist erledigt. Doch ist es wirklich so einfach und zeitgemäß unseren Pferden regelmäßig und ohne vorherige Diagnose ein Medikament zu verabreichen, wo wir noch nicht mal wissen ob es notwendig ist und ob das Mittel auch wirkt?
Wer von uns würde denn Antibiotika mehrmals im Jahr prophylaktisch einnehmen?
Denn in der Regel wird, weder eine vorherige Diagnose gestellt noch eine abschließende Kontrolluntersuchung gemacht. Oft sind die Wurmkuren noch nicht mal richtig dosiert, da die Pferdehaltern das Gewicht ihrer Pferde überhaupt nicht kennen.
Es macht daher überhaupt keinen Sinn einen ganzen Stall auf gut Glück mit einem Wirkstoff zu entwurmen, ohne zu wissen ob und welches Pferd befallen ist.
Durch diese Vorgehensweise haben sich in den vergangenen Jahren immer mehr Resistenzen gebildet, so dass die meisten Wurmkuren überhaupt nicht mehr anschlagen.
Gleichzeitig leben unsere Pferde immer mehr auf beengtem Raum was die Wurmbelastung ansteigen lässt. Neue Wirkstoffe die das Problem beheben könnten sind aber auch nicht in Sicht, da die Entwicklung neuer Präparate viele Jahre dauert.
Viele Europäische Länder, zum Beispiel Dänemark, Schweden, Finnland, Italien und Holland, haben mittlerweile darauf reagiert und dort ist es mittlerweile Pflicht eine Kotprobe vor und nach- der Entwurmung untersuchen zu lassen.


Die einen raten es ganz sein zu lassen und setzen alleine auf Wurmkräuter und Weidehygiene. In den USA wird den Pferden einfach täglich eine Dosis Wurmmittel mit in das Futter gegeben um einen Wurmbefall gar nicht erst aufkommen zu lassen. Aus diesem Grund sind dort die Resistenzen gegenüber Pyrantel und Fenbendazol auch besonders verbreitet. Doch ist das sinnvoll und sollte nicht besser vor jeder Therapie eine Diagnose stehen und das Ziel sein, dass tatsächlich nur die Pferde eine Wurmkur bekommen, die sie benötigen, zumal uns mit der zeitgemäßen - selektiven Entwurmungsstrategie eine einfache, bezahlbare und umsetzbare Lösung bereit steht?


Um gezielt und individuell behandeln zu können, muss zunächst 4x jährlich anhand von Kotproben der IST Zustand der Pferde ermittelt werden. Es werden alle für das Pferd relevanten Endoparasiten wie Kleine und Große Strongyliden, Spulwürmer und Bandwürmer untersucht. Optimaler Weise beginnt man im Frühjahr damit.
Der IST Status dient dazu, die Pferde in die Gruppe „geringe Eiausscheider“, „schwankende Eiausscheider“ oder in die Gruppe „hohe Eiausscheider“ einzuteilen und einen Überblick zu bekommen, welche Würmer sich im Bestand befinden.
Über ein spezielles Analyseverfahren, dem sogenannten McMaster-Verfahren, wird ermittelt, wie viele Eier pro Gramm Kot das Pferd ausscheidet. Pferde mit Eiausscheidungen (Schwellenwert von mehr als 200 Strongyliden - Eiern pro Gramm Kot und 20 Spulwurm – Eiern pro Gramm Kot) werden dann mit einem passenden Mittel entwurmt und 14 bis 20 Tage nach der Entwurmung wird eine Wirksamkeitskontrolle durchgeführt, um festzustellen ob der eingesetzte Wirkstoff überhaupt noch wirkt oder schon Resistenzen vorliegen. Der Schwellenwert von >200 EpG bezieht sich auf Strongyliden. Bei allen anderen Parasiten gilt: Wurmkur, sobald ein positiver Befund vorliegt! Und wenn auch nur ein einziges Pferd einen positiven Bandwurmbefund hat, muss der gesamte Bestand behandelt werden. Weiter Zusatzuntersuchungen wie der Tesaabklatschtest zum Nachweis von Pfriemenschwänze und DNA-Untersuchungen beziehungsweise Larvenkulturen zum Nachweis von Großen Strongyliden komplementieren die Entwurmungsstrategie.

Danach werden die Pferde regelmäßig weiter kontrolliert.

Im Winter werden meist alle Pferde sicherheitshalber gegen Magendasseln und Bandwurm entwurmt.

Nur sehr wenige Pferde zählen zu den hohen Eiausscheider. Aber genau diese Pferde müssen gezielt behandelt werden und regelmäßig kontrolliert werden, da diese Pferde das Infektionsrisiko hochhalten und die Weiden mit Würmern belasten. Werden diese Pferde aber gut gemanagt, kommt das natürlich dem Pferd zu Gute und das Infektionsrisiko für den ganzen Bestand verringert sich. Wohingegen die geringen Eiausscheider nicht ständig auch Wurmkuren erhalten müssen, die den Stoffwechsel der Pferde und die Böden unserer Koppeln belasten. Gesunde Pferde mit einem stabilen Darm werden locker mit ein paar Würmern fertig, ohne davon krank zu werden. Überdies weiß man längst, dass auch in einem gesunden Organismus immer eine geringe Anzahl Parasiten leben, denn ohne sie könnte das Immunsystem keine Immunantwort auf einen Wurmbefall geben und sich nicht dagegen wehren. Nach dem ersten Übersichtsjahr (dem sogenannten Kategorisierungsjahr) wird von dem geringen Ei-Ausscheider jeweils eine Kotprobe im Frühjahr Anfang März und Sommer untersucht. Die Pferde die weiterhin den Schwellenwert überschreiten werden kontinuierlich entwurmt und Wirksamkeitskontrollen durchgeführt.

Neue Pferde, die in den Bestand kommen sollten vorher untersucht und entwurmt werden. Nur so kann verhindert werden, dass resistente Würmer eingeschleppt werden.

Die Weide und Stallpflege ist und bleibt sowohl bei der strategischen als auch bei der selektiven Entwurmung sehr wichtig. Regelmäßiges Abäppeln der Weide, Reinigen des Futtertrogs und Tränke sowie Kalken der Weiden hilft den Infektionsdruck zu senken.



Entwurmung Schritt Eins


Entwurmung Schritt Zwei


Entwurmung Schritt Drei


Entwurmung Schritt Vier








Entwurmung Schritt 5


Entwurmung Schritt 6


Entwurmung Schritt 7


Entwurmung Schritt 8


Entwurmung Schritt 9


Entwurmung Schritt 10


Entwurmung Schritt 11



Mein Pferd ist ein hoher Eiausscheider. Sind die Pferde, die mit meinem Pferd auf der Koppel stehen dann auch automatisch hohe Eiausscheider?


Wird mein Pferd immer ein hoher Eiausscheider bleiben?


Kann ich einem Wurmbefall im Blutbild sehen?


Ersetzen Wurmkräuter eine Wurmkur?


Wurmkuren und Impfungen -wie sollte die zeitliche Abfolge sein?


Welche Symptome deuten auf einen Wurmbefall hin?


Bei Magendasseln:


Bei Bandwürmer:


Wie lange sollen die Pferde nach einer Entwurmung nicht auf die Koppel?


Warum sollt ich wissen wie schwer mein Pferd ist?


Ist es gefährlich, wenn mein Pferd Kot von einem anderen Pferd frisst?


Kann ich auch Jährlinge selektiv entwurmen?


Was kann ich dazu beitragen um den Infektionsdruck zu senken?




Wer sich für die selektive Entwurmung entscheidet sollte dies in enger Zusammenarbeit mit einem darauf spezialisierten Labor wie zum Beispiel http://www.laborparadocs.de/tun.

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